PFAS-Regulierung: Was 2025 für Fluorpolymere und Dichtungen wichtig ist PFAS im Fokus der europäischen Regulierung
Die ECHA konkretisiert 2025 die PFAS-Regulierung. Welche Folgen das für Fluorpolymere und Dichtungen hat – und wie sich IDT positioniert.
Die Regulierung von per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) steht im Mittelpunkt der aktuellen europäischen Chemikalienpolitik. Mit der Veröffentlichung des überarbeiteten ECHA-Hintergrunddokuments am 20. August 2025 wird deutlich: Die Diskussion um Reichweite, Übergangsfristen und technische Machbarkeit bleibt komplex.
Als führender Dichtungsexperte begleitet IDT diesen Prozess aktiv – mit dem Ziel, Sicherheit, Nachhaltigkeit und Funktionalität in Einklang zu bringen.
Was ist neu im PFAS-Beschränkungsverfahren?
Das ECHA-Hintergrunddokument vom 24. Juni 2025 behandelt erstmals den Sektor „Sealing Applications“ eigenständig. Damit rückt die technische Relevanz von Fluorpolymeren (FPs) und Perfluorpolyethern (PFPEs) stärker in den Fokus.
- Technische Unverzichtbarkeit: FPs und PFPEs bieten einzigartige Kombinationen aus chemischer Beständigkeit, Temperatur- und Druckfestigkeit sowie Dichtheit.
- Regulierungsoptionen: Diskutiert werden Übergangsfristen, Ausnahmen und eine Option RO3 mit Emissionskontrolle.
- Alternativen: Kohlenwasserstoff-Elastomere (HNBR, NBR, ACM) sind nur teilweise geeignet.
- Emissionen: Geschätzte jährliche Emissionen aus Dichtungsanwendungen (2020-Basis): 352–651 t.
Die drei Regulierungsoptionen
Um die regulatorischen Optionen klarer zu strukturieren, hat die ECHA drei Varianten des Beschränkungsvorschlags entwickelt:
- RO1 – Vollständiges Verbot:
Striktestes Szenario, bei dem sämtliche PFAS-Verwendungen nach einer Übergangsfrist untersagt werden. Dieses Modell wird von der Industrie als wirtschaftlich und technisch kaum umsetzbar bewertet. - RO2 – Verbot mit Ausnahmen:
Der derzeit bevorzugte Vorschlag: PFAS werden grundsätzlich beschränkt, für bestimmte Sektoren – darunter Dichtungsanwendungen – sind aber zeitlich begrenzte Ausnahmen vorgesehen. Für industrielle Dichtungen ist aktuell eine 12-jährige Ausnahme im Gespräch, zusätzlich zu 18 Monaten Übergangszeit. - RO3 – Regulierte industrielle Nutzung:
Eine alternative Option, die die weitere Nutzung von PFAS in industriellen Prozessen unter strengen Auflagen erlauben würde – etwa durch geschlossene Systeme, Emissionskontrollen und Recyclingquoten von bis zu 95 %. Diese Option soll den sicheren Einsatz ermöglichen, wenn Alternativen fehlen.
Position der Industrie
Der BDI fordert in seinem Positionspapier vom 6. Oktober 2025 (Quelle) eine klare Korrektur des bisherigen Ansatzes:
Ein pauschales Verbot aller PFAS ohne differenzierte Risikobewertung gefährdet die Innovationskraft, Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit der europäischen Industrie.
Zentrale Forderungen:
- Risikobasierte Regulierung gemäß Art. 68 REACH
- Ausnahme für Fluorpolymere, um Komplexität zu reduzieren
- Review-Mechanismus für flexible Verlängerung von Ausnahmen
- Planungssicherheit für Forschung und Lieferketten
Wichtige Termine
30. Oktober 2025
ECHA-Webinar: Consultation on PFAS Draft Opinion – Guidance for Respondents
Online | 11:00 – 13:00 Uhr EET (entspricht 10:00 – 12:00 Uhr MEZ)
Die ECHA informiert in diesem Webinar über die laufende Konsultation zum Entwurf der Stellungnahme und gibt Hinweise zur Einreichung von Beiträgen.
10. Dezember 2025
REACH-CLP-Biozid Helpdesk – Online-Veranstaltung zur SEAC-Konsultation
Dauer ca. 3 Stunden, inkl. Q&A-Sessions
Diese Informationsveranstaltung liefert einen umfassenden Überblick über den Inhalt des Hintergrunddokumentes sowie die anstehende Konsultation zum Entwurf der SEAC-Stellungnahme. Die Anmeldung zur Veranstaltung ist ab dem 27. Oktober 2025 möglich.
Experteneinschätzung #
Die aktuelle Fassung des Hintergrunddokuments zeigt: PFAS sind in vielen Dichtungsanwendungen technisch nicht zu ersetzen. Entscheidend ist jetzt, dass Industrie und Behörden gemeinsam einen risikobasierten, machbaren Weg finden, um Sicherheit, Umwelt- und Anlagenschutz gleichermaßen zu gewährleisten.
FAQ zu PFAS und Dichtungsanwendungen #
Eine endgültige Entscheidung steht noch aus. Der Entwurf wird derzeit von ECHA-Gremien geprüft; eine finale Regelung wird frühestens 2027 erwartet.
Bisher nicht. Kein anderer Werkstoff vereint Beständigkeit, Stabilität und Reibungsarmut in gleichem Maße.
„PFAS-frei“ bedeutet meist: keine absichtlich zugesetzten PFAS. Eine vollständige analytische Abwesenheit lässt sich kaum nachweisen.
Nein- PTFE ist chemisch ein Fluorpolymer und gehört damit per Definition zur PFAS-Gruppe.
Ja, sofern sie keine fluorierten Additive enthalten. In weniger kritischen Anwendungen sind PFAS-freie Lösungen technisch möglich.
Die Fristen sind noch im Gespräch. Diskutiert werden Übergangszeiten und sektorabhängige Ausnahmen, etwa eine mögliche 12-jährige Regelung (RO2) für industrielle Dichtungen.
Diese Abkürzungen stehen für die drei möglichen Regulierungsoptionen („Restriction Options“), die von der ECHA diskutiert werden:
- RO1: Vollständiges PFAS-Verbot ohne Ausnahmen
- RO2: Verbot mit Ausnahmen (z. B. für industrielle Dichtungen – aktuell mit 12 Jahren im Gespräch)
- RO3: Weiterverwendung unter strengen Emissionskontrollen (z. B. Recyclingquote ≥ 95 %)
Aktuell scheint sich die Diskussion auf eine Kombination aus RO2 und RO3 zu konzentrieren – also Verbot mit klar definierten Ausnahmen und industriellen Kontrollmechanismen.
Das Substitutionspotenzial gilt als niedrig. Zertifizierungen, Sicherheitsstandards und Materialanforderungen lassen sich nur schwer durch Alternativen erfüllen.
Diskutiert werden strengere Emissionsvorgaben und Recyclingquoten bis 95 %. Diese sollen über die Option RO3 reguliert werden.
- Teilnahme an ECHA-Konsultationen und Webinaren
- Bereitstellung technischer Daten und Kostenanalysen
- Kooperation mit Verbänden und Partnern
- Frühzeitige Bewertung und Testung von Ersatzmaterialien
Kompetenz in Regulierung, Anwendung und Materialien
IDT engagiert sich aktiv in Konsultationen, bringt technische Daten ein und unterstützt Kunden dabei, regulatorische Entwicklungen vorausschauend zu managen. Dabei setzten wir auf praxisnahe Lösungen, evidenzbasierte Argumentation und den offenen Dialog zwischen Technik und Regulierung – für eine sichere und nachhaltige Zukunft.