Hochleistungskunststoffe und das PFAS-Beschränkungsverfahren
Die Europäische Chemikalienagentur [ECHA] hat am 7. Februar 2023 eine vorläufige Fassung des Beschränkungsdossiers für Per- und Polyfluorierte Alkylsubstanzen [PFAS] auf ihrer Internetseite veröffentlicht.
Das Beschränkungsdossier basiert auf einer Initiative von fünf staatlichen Organisationen aus Deutschland, den Niederlanden, Schweden, Dänemark und Norwegen und sieht ein EU-weites Verbot der Herstellung, des Inverkehrbringens und der Verwendung aller als PFAS definierten Substanzen vor.
Problemlage#
- PFAS zählen zu einer sehr großen Stoffgruppe mit mehr als 10.000 verschiedenen Verbindungen. Ein Kohlenstoff-Fluor-Molekül [CF2 oder CF3] führt bereits dazu, dass ein Stoff zu den PFA-Substanzen gezählt wird.
- PFA-Substanzen sind außerordentlich stabil und langlebig. Deshalb werden sie in der Industrie seit Jahrzehnten in einer Vielzahl von Produkten und Prozessen genutzt.
- Die Robustheit und positiven Eigenschaften von PFAS machen sie allerdings auch zu ewigen Chemikalien, die sich in der Umwelt weit ausbreiten aber kaum abbauen: weder durch UV-Licht, Mikroorganismen noch durch natürlich stattfindende chemische Prozesse.
- Um den unnötigen Einsatz von PFAS zu unterbinden, haben die Behörden aus Deutschland [BAuA, BfR, UBA] und den anderen vier Ländern ein Beschränkungsdossier ausgearbeitet und bei der ECHA eingereicht.
Hintergrund#
- Seinen Ursprung hat die kritische Betrachtung von PFA-Substanzen im Stockholmer Übereinkommen über persistente organische Schadstoffe aus 2004. Dieses schreibt bindende Verbots- und Beschränkungsmaßnahmen für bestimmte langlebige organische Schadstoffe vor.
- Das aktuelle Beschränkungsdossiers zielt auf eine breite Einschränkung von PFAS unter der EU-Chemikalienverordnung REACH.
- Ziel der Beschränkungsinitiative ist es, voraussichtlich bis 2025, die Herstellung und Verwendung aller PFAS sowie das Inverkehrbringen von PFAS-haltigen Erzeugnissen in der EU zu verbieten.
- Auch der Import von fertigen PFAS-Erzeugnissen aus nicht-EU-Ländern wäre betroffen.
- Über den Beschränkungsvorschlag, der am 13.01.2023 bei der ECHA eingereicht wurde, muss innerhalb eines Jahres entschieden werden.
- Der Rückbau und die kurzfristige Schließung der 3M-Tochter Dyneon in Gendorf bis Ende 2025, ist sicherlich eine erste Konsequenz dieser Entwicklung.
- Dadurch bricht ein Weltmarktführer für Sonderqualitäten im Bereich modifizierter Polymere und einer der größten Fluorpolymerhersteller in Europa weg.
Differenzierung#
- Der Fokus auf alle PFAS-Verbindungen erschwert die Differenzierung verschiedener PFA-Substanzen.
- Fluorpolymere wie z. B. PTFE, PFA, FEP, ETFE etc. sind durch die OECD [Organization for Economic Co-operation and Development] als Product of Low Concern [PLC] klassifiziert.
- Diese Klassifizierung bedeutet, dass Fluorpolymere keine akute oder subchronische systemische Toxizität, Irritation oder Sensibilisierung aufweisen, nicht bioverfügbar und nicht wasserlöslich sind und bei bestimmungsgemäßer Verwendung kein Gefahrenpotenzial bergen.
- Zusammengefasst unterscheidet sich ihr toxikologisches und öko-toxikologisches Profil erheblich von der breiten Masse der PFA-Substanzen.
Unsere Haltung#
- Fluorpolymere sind technische Hochleistungskunststoffe, die in anspruchsvollen Anwendungen zum Einsatz kommen, wenn Verlässlichkeit und Sicherheit Priorität haben und es keine Alternativen gibt [z. B. bei der Erfüllung von TA Luft Anforderungen].
- Ihre Einsatzbreite ermöglicht technischen Fortschritt in vielen Bereichen. Dichtungen und technische Komponenten für lebensnotwendige Industriezweige aber auch zukünftige Technologien die für die Umsetzung des Green Deals kritisch sind, dürften unter der beabsichtigten Beschränkung nicht mehr produziert werden. Hierzu zählen z. B. Dichtungen für die Herstellung von grünem Wasserstoff, Komponenten zum Betrieb von PEM-Brennstoffzellen, Dichtungen für die Halbleiterindustrie, u. v. m.
- Wir nehmen das Thema PFAS sehr ernst. Gesundheit, Sicherheit und Nachhaltigkeit haben für uns höchste Priorität.
- Wir sind der Meinung, dass wissenschaftlich fundierte Regulierungsmaßnahmen für PFAS wesentlich sind.
- Wir vertreten die Ansicht, dass eine Differenzierung notwendig ist, um die Stoffe nach ihren inhärenten Eigenschaften, ihrem toxikologischen Profil und ihren wesentlichen Verwendungszwecken zu unterscheiden.
Unsere Aktivitäten#
-
Wir engagieren uns für eine nachhaltige Zukunft, investieren in Forschung und Entwicklung für umweltfreundliche und effiziente Produkte, deren verantwortungsvolle und sichere Herstellung, Verwendung und Inverkehrbringung.
-
Wir nehmen an der 6-monatigen öffentlichen Konsultation teil, um den Beschränkungsvorschlag mit relevanten Informationen über die tatsächlichen Möglichkeiten der Praxis abzugleichen, zu bewerten und ggf. Änderungen am Vorschlag zu erwirken.
-
Wir arbeiten bei der Socio-Economic Analysis [SEA] mit, die von der European Sealing Association [ESA] erstellt wird und sind in den einschlägigen Arbeitskreisen vertreten.
-
Wir stehen Ihnen zur Seite, informieren kontinuierlich und entwickeln gemeinsam mit Ihnen neue Lösungen.
-
Wir testen alternative Werkstoffe zu den Dyneon Materialien, arbeiten mit Forschungseinrichtungen zusammen und sind offen für Alternativen zu PTFE.